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Historisches aus unserer Stadt

Die Anfänge: Wilkau und Haßlau bis zur Vereinigung

Der Ort Wilkau wurde erstmals zwischen 1432 und 1460 als „Wilkov”, altsorbisch „Wolfshain”, mit 12 Bauerngütern benannt. Aufgrund der neu geschaffenen Arbeitsmöglichkeiten im Eisenwerk „Königin Marienhütte” im benachbarten Cainsdorf ließen sich viele Bewohner des Erzgebirges in Neuwilkau nieder und vergrößerten somit den Ort stetig. Im Jahre 1867 erhielt Wilkau die erste steinerne Brücke über die Mulde. Im darauffolgenden Jahr wurde der Bahnhof eingeweiht. Ab 1881 ergab sich durch die Eröffnung der Schmalspurbahn in Richtung Kirchberg eine günstige Verkehrslage, sodass sich u. a. eine Kammgarnspinnerei, eine Schokoladen- und eine Papierfabrik sowie eine Großtischlerei ansiedelten. Auch Stickerei, Wäschefabrikation und fünf Ziegeleien fanden ihren Sitz im Ort. Um 1900 war Wilkau bereits auf über 8.000 Einwohner gewachsen und bot über 3.000 Industriearbeitsplätze. Zudem war das Dorf bereits mit Leitungswasser und Strom versorgt. Am 1. Oktober 1924 wurde letztendlich der Ort Haara („Waldort”), dessen Gründungszeit Wilkau gleicht, mit 126 Einwohnern nach Wilkau eingemeindet. Er beginnt hinter der Autobahnbrücke und schafft eine ländliche Verbindung nach Silberstraße. Auf der anderen Seite der Mulde liegt der Stadtteil Niederhaßlau, heute nur noch Haßlau genannt. Er wird erstmals um 1279 als ein Vassallengut mit Zugehörigkeit zur Reichsgrafschaft Hartenstein erwähnt, wobei der Wirtschaftshof „Jägerhof” die Nutzung, Rodung und Beaufsichtigung der „niederen Hasel-Aue” übernahm. Nach und nach entwickelte sich aus Niederhaßlau eine Arbeiterwohngemeinde, die auch Zuzugsgebiet des Erzgebirges wurde und infolgedessen eine hohe Bautätigkeit erfuhr. Angrenzend an Niederhaßlau liegt das kleine Dorf Rosenthal, das früher den Namen „Lange Leite” trug und zur Verwaltung Vielaus gehörte. 1910 wurde Rosenthal nach Niederhaßlau eingemeindet. Bereits in den 1920er-Jahren gab es Bestrebungen, die Gemeinden Bockwa, Wilkau und Niederhaßlau der Stadt Zwickau anzugliedern oder die Letzteren zu vereinigen. Dies wurde ab 1929 im Wilkauer Gemeinderat diskutiert. 1934 erfolgte schlussendlich der Zusammenschluss von Wilkau und Niederhaßlau zur Stadt Wilkau-Haßlau, der im April durch die Vereinbarung „über die Vereinigung der Gemeinden Wilkau und Niederhaßlau zur Stadtgemeinde” festgehalten wurde. Am 21. August des gleichen Jahres erfolgte die offizielle Ernennung zur Stadt Wilkau-Haßlau.

 

ater Bahnhof 1895
Neuwilkau ca. 1913
Kirchberger Straße 1920

1934 bis heute

1939 wuchs Wilkau-Haßlau durch die Auflösung der angrenzenden Gemeinde Bockwa um weitere 1.220 Einwohner. Auch die Infrastruktur der Stadt veränderte sich durch den Bau der Wohngebiete auf dem Sandberg und entlang der Cainsdorfer Straße in den folgenden Jahren. Anfang der 90er-Jahre begann man mit der Erschließung und dem Ausbau des Gewerbegebietes „Am Schmelzbach”, das heute ca. 45 Firmen umfasst. Im Juli 1999 begannen die Abrissarbeiten der ehemaligen Kammgarnspinnerei Heinrich Dietel, wodurch an gleicher Stelle das Neue Stadtzentrum entstehen konnte. Es wurde mit der Einweihung des Marktplatzes am 8. Juni 2001 offiziell in Betrieb genommen. Ein Jahr später erfolgten die Eröffnung der Einkaufshalle, die Übergabe der zentralen Bushaltestelle sowie die Einweihung der Muldentalhalle. Die neue Fußgängerbrücke „WiHaDukt” und ein Bahnhaltepunkt vervollständigten das neu angelegte Zentrum der Stadt noch vor dem Bestehen des 75-jährigen Stadtrechtes. 2011 wurde auch das frühere Areal des Bahnhofs wiederbelebt: Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs befindet sich heute das Feuerwehrdepot und Teile des einstigen Bahnhofsgebäudes dienen seit 2019 als neues Freizeitzentrum. Im Sommer 2023 wurden die Sanierungsarbeiten im "Alten Bahnhof" abgeschlossen. In dem Areal sind Veranstaltungs- sowie Vereinsräume entstanden.

 

Die Entstehung des Ortsteils Culitzsch

Der Ortsteil Culitzsch entstand um 1250 in Form einer slawischen Siedlung am heutigen Standort der Kirche und wird in den ersten urkundlichen Erwähnungen als „Culicz” betitelt. Seit 1610 trägt Culitzsch den Ortsnamen in der heutigen Schreibweise. Dieser bedeutet „Ort des Cloek”, wobei Cloek der Name eines Mannes aus der slawischen Besiedlungszeit war. Die Eingemeindung nach Wilkau-Haßlau erfolgte am 1. Januar 1999. Seit jeher war Culitzsch ein Bauerndorf, das seinen Charakter auch während der Industrialisierung beibehielt. Im Jahr 1899 errichtete der Wilkauer Paul Kiesel eine Fabrik, in der Strickmaschinen aufgestellt wurden. Diese produzierte noch bis 1991 als Teilbetrieb der „VEB Plauener Spitze”. Heute gibt es in dem Wilkau-Haßlauer Ortsteil kaum noch Industrie. Dafür sind einige Sehenswürdigkeiten über die Jahre erhalten geblieben oder neu entstanden. Dazu gehören die Laurentiuskirche mit einem Peter-Breuer-Altar, die bereits 1773 eingeweiht wurde, und das Oldtimermuseum des Vereins „Historische Technik Culitzsch e. V.”, das seit 2018 besteht. Zudem besitzt Culitzsch eine Moto-Cross-Strecke und das Naherholungsgebiet "Plotzschgrund".

Grundsteinlegung des Rathauses 1927
Bau der Autobahnbrücke 1939
Kirche in Culitzsch (c) Dt. Fotothek

Die Entstehung des Ortsteils Silberstraße 

Ursprung des Ortes Silberstraße war ein Rittergut unter dem Namen „Arme Ruh”, das bereits um das Jahr 1251 urkundlich erwähnt wird. Die Namensänderung in „Silberstraße” erfolgte vermutlich zwischen 1470 und 1479 aufgrund der Ortslage an der namensgleichen Handelsstraße. Zur Industrialisierung trug auch in Silberstraße der Bau der Muldenbrücke und einer Bahnstrecke bei, wobei größere Gewerbebetriebe erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Ort Einzug hielten. 1892 betrieben die Gebrüder Blätterlein eine Stickerei, ab 1893 gab es ein Emaillier- und Stanzwerk. 1907 erhielt Silberstraße den ersten eigenen Haltepunkt entlang der Bahnstrecke Zwickau – Schwarzenberg und erlangte damit an hoher Bedeutung für den Berufsverkehr im Muldental. Am 1. Juli 1934 vereinigten sich Oberhaßlau (vermutlich um 1517 gegründet) und Silberstraße miteinander, wobei weiterhin „Silberstraße” als Ortsname bestehen blieb. In den kommenden Jahren vergrößerte sich die Ortschaft, u. a. durch den Bau eines Umspannwerkes, eines Kindergartens und eines Pflegeheims sowie einer Fernverkehrsstraße und die Erschließung des Neubaugebietes „Oberhaßlauer Berg”. Nachdem der Versuch, Silberstraße nach Wiesenburg einzugliedern scheiterte, schloss sich Silberstraße am 1. Januar 1999 der Stadt Wilkau-Haßlau an.

 

Historische Persönlichkeit: Die Dietel-Familie

Heinrich Dietel wurde am 15. September 1814 geboren. Im Jahr 1854 erwarb er gemeinsam mit seinem Schwager ein Grundstück in Cunersdorf, auf dem sie eine Spinn- und Kämm-Mühle betrieben. Der Betrieb vergrößerte sich ständig, man errichtete und übernahm weitere Standorte in Nürnberg und Polen und erkannte, dass Cunersdorf für weitere Betriebserweiterungen ungeeignet war. Wilkau war zu dem Zeitpunkt zwar ein armseliges Dorf, jedoch war es direkt an der Mulde und der Bahn gelegen. Im Jahr 1873 wurde der Firmensitz von Cunersdorf nach Wilkau verlegt, 1879 gab man den einstigen Standort ganz auf. 1884 starb Heinrich Dietel. Er war sowohl zu Lebzeiten als auch danach ein großer Förderer  und Wohltäter von Wilkau. Er kaufte bereits 1879 das Gelände der heutigen Michaeliskirche und spendete zudem 10.000 Reichsmark für deren Bau. Weiterhin spendete Dietel die erste Straßenbeleuchtung und übernahm bis zur Übernahme durch die Stadt 1937 deren vertragliche Unterhaltung. 

Silberstraße
Werksansicht Kammgarnspinnerei bis 1999
Familiengrab auf dem Michaelisfriedhof
Muldenbrücke und Haßlau
Blick zur Autobahnbrücke der A72, rechts im Bild die Kammgarnspinnerei
Wohnen auf dem Sandberg